Die DFL

Die DFL

„als Rad mit 36 Speichen" in Bewegung


Die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) als ein Rad mit 36 Speichen: Immer in Bewegung, immer schnellere Fahrt aufnehmend, bei allem gestiegenen Tempo aber ein stets stabiles und widerstandsfähiges Konstrukt. Es gibt wohl kein besseres Bild, um Organisation und Verwaltung des Spitzenfußballs in Deutschland seit der entscheidenden Weichenstellung im Jahr 2001 zu beschreiben.



Im Zentrum des Rads steht die Verwaltung des Ligaverbandes: Als zentrales Getriebe und Stabilisator, das das Rad zusammenhält: Durch gemeinsame Regeln für alle 36 Gesellschafter, etwa im Lizenzierungsprozess hinsichtlich der wirtschaftlichen und technisch-organisatorischen Rahmenbedingungen, die stets weiterentwickelt und verfeinert werden und alle Klubs so auf ein immer höheres Level heben. Und als erfolgreiche Interessenvertretung nach außen:

Von ständig steigenden Erträgen aus dem Profifußball insgesamt profitieren alle Klubs ebenso wie im Detail von der mit jedem neuen Vertrag erzielenden TV-Vermarktung, der weiteren Erschließung von Potenzialen in der Auslandsvermarktung und der Wahrung von Interessen gegenüber anderen Akteuren der Gesellschaft wie der Politik: Hier kann die DFL mit ihrer Wirtschaftskraft und den vielen Arbeitsplätzen, die sie schafft, argumentativ ein immer größeres Gewicht ins Feld führen.

Dafür, dass das Rad auch rollt, sorgen dann die 36 Klubs im regelmäßigen Spielbetrieb der BUNDESLIGA und 2. Bundesliga. Wobei man genauer sagen muss: Die 36 gleichberechtigten Gesellschafter der Wirtschafts- und Wertegemeinschaft DFL, in der Bayern München – zumindest formal - gleichberechtigt zu sehen ist im Vergleich zu jedem Zweitligisten. Dass mit dem Abstieg von Klubs aus der 2. Bundesliga jährlich zwei bis drei Speichen des Rades ausgewechselt werden müssen, hat die DFL eher immer wieder erneuert denn irgendwie beeinträchtigt: Seit Gründung der DFL sind bislang 66 Klubs Gesellschafter geworden – noch nie ist aber seither eine Speiche des Rades durch die Insolvenz eines Klubs gebrochen. Im Vergleich dazu ist die Zahl der Pleite-Fälle von Klubs nach ihrem Ausscheiden aus der DFL seit 2001 inzwischen bereits zweistellig.

Allein das zeigt: Hineinzukommen in diesen nahezu geschlossenen Kreislauf ist nicht einfach. 18 der aktuellen 36 DFL-Gesellschafter sind dauerhaft dabei. Wer zudem die Namen der Klubs betrachtet, die 2008 nach Einführung der 3. LIGA als bundesweit oberste DFB-Spielklasse ganz neu dazugekommen sind, erkennt einen weiteren Trend: Die Namen FC Ingolstadt 04, Rasen Ballsport Leipzig, SV Sandhausen, VfR Aalen, 1. FC Heidenheim 1846, FC Würzburger Kickers, KSV Holstein Kiel, 1. FC Magdeburg und der SV 07 Elversberg stehen nicht nur für reine Traditionsklubs, sondern auch für investorengetriebene Fußballstandorte. Dahinter steht ein weiterer Trend: Der Umwandlungsprozess vieler Vereine in Kapitalgesellschaften, um besser auf die neuen Rahmenbedingungen im Fußball reagieren zu können.


Diese Entwicklungen zeigen, dass mit dem großen Rad der DFL das perfekte Konstrukt geschaffen worden ist, um sowohl auf Entwicklungen von außen reagieren zu können, als auch die Professionalisierung im Inneren immer weiter voranzutreiben. Von außen hat die weltwirtschaftliche Entwicklung dem Fußball ermöglicht, neue Gelder auch von Investoren aus ferneren Ländern zu erschließen. Woran sicher auch die WM 2006 einen guten Anteil hatte: Sie hat den Fußball in die Mitte der Gesellschaft getragen, beschleunigte nicht zuletzt durch den Modernisierungsdruck bezüglich der Stadien die Eventisierung des Fußballs und die Entwicklung neuer Service-Konzepte, gerade im lukrativen Logen- und Business-Seats-Bereich ermöglichen eine deutliche Verlängerung der Verweildauer in den Stadien sowie zusätzlich gewerbliche Nutzungen. Und nach innen ging damit der Trend zur  Umwandlung der Vereine in Kapitalgesellschaften einher:

  

 

 

 

 

Spielten zuvor Traditionsvereine mit abgegrenztem Wirtschaftsbereich gegeneinander, agieren die Klubs nun selbst als Wirtschaftsunternehmen – wobei die Tradition dabei ein wichtiger Bestandteil des Marketings der Klubs geworden ist. Bezüglich der DFL ist hier kein Ende einer Entwicklung zu sehen, die in einer Linie zu betrachten ist mit der Gründung der BUNDESLIGA im Jahr 1963, der Neuordnung des Spielsystems mit der Einführung des Lizenzfußballs und des Lizenzspielerstatuts im Rahmen der 2. Liga Nord und Süd noch in Trägerschaft der fünf Regionalverbände 1974 und der bundesweit eingleisigen 2. Bundesliga 1981. Mit Beschluss des außerordentlichen DFB-Bundestags in Mainz am 30. September 2000 wurden die 36 Lizenzclubs in die von ihnen seit vielen Jahren geforderte Selbstständigkeit entlassen – unter dem Dach der DFL. Wobei das Rad in den nächsten Jahren sicher das Tempo weiter erhöhen wird.




 

Wilfried Straub †


Er war DFB-Vizepräsident, langjähriger DFB-Direktor und hat die Professionalisierung des deutschen Spitzenfußballs über Jahrzehnte entscheidend geprägt und mitgestaltet: Wilfried Straub, der im Jahr 2016 im Alter von 77 Jahren verstorben ist. Straub kam 1968 zum DFB und wurde ein Jahr später Ligasekretär. In diesem Amt, das er 22 Jahre lang innehatte, brachte er zunächst als maßgeblicher Treiber die Einführung die Veränderung der zweiten Spielklasse zur Saison 1974/75 auf den Weg: Die Einrichtung der 2. Ligen Nord und Süd ging einher mit einem neuen Kapitel im Deutschen Fußball. Später als in anderen europäischen Ländern wurde hier der Lizenz- bzw. Profifußball etabliert:

 

 

„Vereine, die Mannschaften in der BUNDESLIGA oder der 2. Liga unterhalten und Spieler, die nicht Amateure sind und in diesen Mannschaften gegen Entgelt spielen, bedürfen einer Lizenz“, hieß es ab sofort. Ein zentraler Punkt war bereits damals, dass die Vereine von nun an ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dem DFB nachweisen mussten. Neuordnung Spielsystem

Als Direktor der DFB-Direktion Marketing und Finanzen (1991-2001) bereite er im Folgenden gemeinsam mit Gerhard Mayer-Vorfelder, Werner Hackmann und Wolfgang Holzhäuser die Gründung von Ligaverband (e.V.) und DFL vor, in deren Zuge sich viele Vereine durch die Ausgliederung ihres Lizenzspielerbereichs in Kapitalgesellschaften wandelten. Straub, der ab 2001 die ersten vier Jahre die DFL als Vorsitzender der Geschäftsführung führte, ehe Christian Seifert sein Nachfolger wurde, prägte die Entwicklung des Lizenzfußballs von Anfang an und arbeitete an der Ausdifferenzierung des Systems bis zu seinem heutigen Zustand maßgeblich mit.